Amys Interview

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Amy
Beiträge: 802
Registriert: Sa Jul 25, 2020 11:06 am

Amys Interview

Beitrag von Amy »

Was ist passiert?
Ich wurde als Kind und Jugendliche von einem Verwandten und mehreren anderen Männern
missbraucht

Wie oft ist es passiert?
zu oft um es zu zählen

Wie lange ist das her?
Das letzte Mal über 10 Jahre

Gibt/Gab es Zeugen?
Ja

Mit wem hast du darüber gesprochen?
Das erste mal mit meinem jetzigen Mann als Teenager, ansonsten habe ich -außer
schriftlich hier im Forum- noch mit niemand darüber gesprochen.

War es hilfreich, darüber zu reden?
Ja. Anfangs vor allem, damit ich Verständnis für bestimmte Verhaltensweisen hatte.
Aktuell sprechen ich kaum noch darüber, weil es mein jetztiges Leben kaum beeinflusst.

Was hilft dir, dich besser zu fühlen?
Sport, meine Familie und unser Garten

Gelingt es dir, diese Hilfe auch zu nehmen?
ja

Wie geht es dir heute?
Mir geht es gut, das Vergangene hat nur noch sehr selten direkten Einfluss auf mein Leben,
auch wenn es im Hintergrund natürlich immer da sein wird.

Wie hat sich dein Leben durch die Tat(en) verändert?
Das kann ich ehrlich gesagt gar nicht sagen, die Taten waren so früh in meinem Leben, dass
ich nicht weiß, wie ich mich ohne entwickelt hätte.
Generell glaube ich, dass ich durch die Erfahrungen senibler bin und mehr auf non-verbale Signale
achte als andere.

Welche Auswirkungen hatten die Taten auf deine Gesundheit?
keine

Welche Auswirkungen hatten die Taten auf deine Freundschaften, dein
Verhältnis zu deiner Familie oder deine Beziehung?
Ich bin ein vorsichtiger Mensch, brauche lange um Vertrauen zu fassen und
Freundschaften aufzubauen.

Was hat dir Mut gemacht?
Die Erkenntnis, dass es immer weiter geht und nach jeder Nacht wieder ein Morgen kommt.

Was ist dir wichtig im Leben?
Das Wichtigste ist für mich mein Mann und mein Kind und das wir alle ein gutes, glückliches
Leben führen können.

Was möchtest du gern noch erreichen?
Ich habe viele kleine Ziele, aber ich denke, mein Hauptziel, eine Familie, einen Beruf und ein
Lebensumfeld, das mich glücklich macht, habe ich schon erreicht.

Welches ist dein Lebensmotto?
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.
Lux lucet in tenebris (=Das Licht leuchtet in der Dunkelheit).

Was sollte sich deiner Meinung nach in der Gesellschaft ändern, damit Opfern besser geholfen ist?
Ich wünsche mir mehr Sensibilität und die Erkenntnis, dass Missbrauch etwas ist, worunter
die Betroffenen ein Leben lang leiden und es -anders als im Film - nicht nach 2 Wochen wieder gut
ist und wie vorher. Wir brauche mehr Aufklärung bei den Kindern und wir sollten daran arbeiten,
dass man Kindern uneingeschränkt glaubt, wenn sie von Missbrauch erzählen oder diesen andeuten.
Und Erwachsene dürfen nicht wegsehen, sondern wir wollten schon beim kleinsten Verdacht
aktiv werden.

Hast du Anzeige erstattet?
nein.

Wie sollte sich das Rechtssystem verändern, damit Opfern besser geholfen wird?
Sexueller Missbrauch sollte uneingeschränkt als Verbrechen eingestuft werden mit der
Folge einer Haftstrafe. Polizei, Staatsanwaltschaft und Richter sollten sensibler agieren.

Was möchtest Du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Habt Mut und vertraut euch anderen an. Ihr seid stärker als ihr denkt und nach jeder Dunkelheit
kommt irgendwann wieder Licht. Es lohnt sich durchzuhalten.

Möchtest du, dass andere etwas zu deinem Interview sagen können?
Das wäre in Ordnung für mich.

Regenbogen

Re: Amys Interview

Beitrag von Regenbogen »

Hallo Amy,

dein Wunsch, dass Missbrauch als etwas gesehen wird, worunter Betroffene ein Leben
lang leiden und eben es eben nicht so ist, dass es so wird wie vorher oder einfach wieder
gut, wenn ein paar Wochen vergangen sind, kann ich gut nachvollziehen. Ich sehe es
genauso.

Mir gefällt Dein Motto. Ich glaube, das leihe ich mir ab und an mal aus.

Danke für Deinen Mut zu diesem Interview.

Regenbogen

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Wolkenstern
Beiträge: 1467
Registriert: Fr Jul 24, 2020 5:09 pm

Re: Amys Interview

Beitrag von Wolkenstern »

Hallo Amy,

ich habe Dein Interview gelesen.

Und ich finde, dass Du Recht hast, dass es in Filmen oft so "simple" dargestellt
wird. Klar, es kann einem gut gehen, auch mit unseren Geschichten, aber solche
Erfahrungen werden immer auch ein Teil unseres Lebens bleiben und vielleicht
doch die eine oder andere Schwierigkeit mit sich bringen.

Viele Grüsse
Wölkchen

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