Artikel über Abgrenzung zur Darstellung von Vergewaltigung im Film

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Regenbogen

Artikel über Abgrenzung zur Darstellung von Vergewaltigung im Film

Beitrag von Regenbogen »

Ich finde, dass noch recht wenig über den Hintergrund von Szenen
sexueller Gewalt in der Kultur debattiert wird. Es ist zwar wahr, dass
es Betroffenen möglich ist, aus einer Gewalterfahrung eine Stärke zu
gewinnen, die vorher nicht da war, das macht die Gewalterfahrung
aber nicht zu einem Segen. Der Weg, den man als Opfer geht, wird
in der Regel schwer verharmlost und sei es nur durch radikale Kürzung,
und die gewonnene Stärke ist eine Notwendigkeit, die zu erreichen es
nun mal braucht, um mit so einem Grauen leben zu können.

Diese Stärke nach einer Vergewaltigung und was das im Guten sein soll,
ach, darüber können wir auch noch diskutieren.Im Bereich der Erzählung
läuft es auch oft auf zwei Erzählweisen hinaus, wo in der einen das Opfer
im Grunde auch zum Täter wird, indem es emotional kalt wird und sich
rächt, an wem oder was auch immer, und in der anderen es besonders
großherzig und mitfühlend wird, quasie wie ein heiliger Mensch über
allem steht und aus der Güte seines Herzens vergibt, ist ein dabei
weiteres Problem.

Nicht alles muss in Länge oder Wahrhaftigkeit bzw. als reell wahrscheinlcher
Verlauf dargestellt werden. Menschen mögen solche Erzählungen, die so nicht
sind. Aber es beständig so darzustellen, verzerrt in gewisser Weise die Realität. bzw.
was daran verzerrt ist, ist die Tatsache, dass es im Grunde fast nie diskutiert
wird, was wir uns da ansehen oder was andere zu sehen bekommen.

Ich finde es gut, dass das hin und wieder in den Fokus der Allgemeinheit
gesetzt wird.


Der Artikel gibt nicht notwendigerweise in allen Punkten meine Meinung wieder
und enthält natürlich triggernde Worte.


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https://www.jetzt.de/the-female-gaze/th ... qoOxSXT4Lc

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Jaguarin
Beiträge: 2976
Registriert: Do Jul 23, 2020 11:18 pm

Re: Artikel über Abgrenzung zur Darstellung von Vergewaltigung im Film

Beitrag von Jaguarin »

Hallo Regenbogen,

danke für den Beitrag und den Link.

Passend dazu ist mir heute in einer Krimireihe etwas über den Weg gelaufen.

Da wurde jemand als Kind Zeuge eines Mordes und hat deswegen angefangen,
Kriminalgeschichten zu schreiben und zu recherchieren, warum Menschen
sowas machen und was dahinter steckt.
Später hat diese Person einen tollen Literaturpreis gewonnen und sich gefragt,
ob er dank des Mordes so ein toller Autor wurde.

Und seine Frau sagt dann: Wir sind nicht das geworden, was wir sind "dank" der
schrecklichen Dinge, die wir erlebt haben, sondern wir konnten werden, wer
wir sind, im Angesicht dieser Erlebnisse.

Das hat mir irgendwie gut getan und mich getröstet.

Viele Grüße
Jaguarin
Du bist deine eigene Grenze, erhebe dich darüber.
Hafis

Emma

Re: Artikel über Abgrenzung zur Darstellung von Vergewaltigung im Film

Beitrag von Emma »

Danke Regenbogen,
ich lasse das mal sacken.

Den Artikel lese ich evtl. morgen mal.

Emma

Regenbogen

Re: Artikel über Abgrenzung zur Darstellung von Vergewaltigung im Film

Beitrag von Regenbogen »

Hallo Jagu.
Und seine Frau sagt dann: Wir sind nicht das geworden, was wir sind "dank" der
schrecklichen Dinge, die wir erlebt haben, sondern wir konnten werden, wer
wir sind, im Angesicht dieser Erlebnisse.
Ich denke, wenn man glaubt, dass es schlimme Ereignisse braucht, um Wertvolles
hervorzubringen, dann fehlt es an der Erfahrung, wozu Liebe im Stande ist. Für mich
ist es eine Verdrehung. Ohne das Gute in uns und um uns, ist das Übel einfach nur übel.




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Wie oft ich zu hören bekam, ich wäre nur so intelligent geworden, weil man mich
so oft "herausgefordert" hat. Ich hatte dafür dankbar zu sein.


Ich bin mal gefragt worden, ob es nicht aber meine Erfahrungen waren, die mich
zu dem Menschen gemacht hätten der ich bin, und ich es nie hätte erreichen können,
wenn ich die Erfahrungen nicht gemacht hätte. Sowas wagt man nur zu sagen,
wenn man gleichzeitig das Leid und den Kampf, den es braucht, um am Leben zu
sein oder in es zurückzukehren, leugnet. Es ist ein wenig wie: "War es das nicht wert?
War es nicht irgendwie gut? Irgendwie nützlich?" Zumindest für mich. Und gleichzeitig
transportiert es einen gewissen Zweifel daran, dass man das Gute, was auch immer
es sein mag, nur durch das Leid hätte erreichen können. Woher will man das wissen?
Das ist fast so, wie: Die Prügel hat dir gut getan!

So einen Unsinn hab ich selbst mal ziemlich unreflektiert verbreitet, also nicht das
mit der Prügel, aber eben das es scheinbar großes Leid braucht, damit Menschen sich
"besonders" entwickeln. Und das war nichts anderes als eine versteckte Legitimation
für Leid und pure Leugnung und Verdrängung. Letztlich könnte man sich fragen, warum
man es nicht wagt, zu glauben, dass es das nicht braucht.


Viele Grüße

Regenbogen

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